So etwas sieht man nicht alle Tage: Die Meteor-Kamera der Thüringer Landessternwarte hatte in der Nacht zum 18. November 2025 eine sehr helle Feuerkugel aufgenommen. Das Europäische Boliden-Netzwerk hat Aufnahmen der Feuerkugel ausgewertet. Was hat dieses Himmelsphänomen verursacht?
Foto: Astronomisches Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen RepublikNur zwei Sekunden war die Feuerkugel sichtbar, lang genug, um auf der Meteor-Kamera an der Thüringer Landessternwarte einen hell leuchtenden Streifen zu hinterlassen. Immer wieder treten Asteroide oder Meteoride in die Erdatmosphäre ein. Wenn sie verglühen, verwandeln sie sich in Sternschnuppen (Meteore). Wenn es ein Teil davon bis auf die Erde schafft, wird das Gesteinsstück Meteorit genannt. Manchmal erscheinen Meteore sogar heller als der Planet Venus – dann nennt man sie "Feuerball" oder "Feuerkugel".
Um Meteore genauer zu untersuchen, hat das sogenannte Europäische Boliden-Netzwerk mit Sitz am Astronomischen Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik in Ondřejov spezielle Meteor-Kameras über ein großes Gebiet in Mitteleuropa verteilt. Eine davon befindet sich auch an der Thüringer Landessternwarte in Tautenburg.
Aufnahmen von Meteor-Kameras ermöglichen Analyse
Der Bolide (der Fachbegriff für die Feuerkugel), der am 18. November 2025 über Tautenburg am Himmel kurz aufleuchtete, wurde von solchen speziellen Kameras des Boliden-Netzwerks beobachtet. Da fast alle Meteor-Kameras, die der Bahn der Feuerkugel am nächsten lagen, einen klaren Himmel hatten, ermöglichten die Aufnahmen eine gute Analyse. Aus den Aufnahmen konnten die tschechischen Astronomen seine Flugbahn und weitere Parameter untersuchen.
Projektion der Lichtbahn des Boliden EN181125_040337 in der Atmosphäre auf die Erdoberfläche (gelber Pfeil). Die tatsächliche Lichtbahn war 141 km lang und das Objekt flog sie in 2 Sekunden ab. (Grafik: Astronomisches Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, Hintergrundkarte: Google Earth)Der Bolide flog praktisch genau über die Thüringer Landessternwarte hinweg. Mit einer Weitwinkel-Spektralkamera gelang es, ein außergewöhnlich helles und detailliertes Spektrum der Feuerkugel aufzunehmen. Pavel Spurný, Forscher am Astronomischen Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, hat kürzlich diese Daten dazu veröffentlicht:
Um 4 Uhr 3 Minuten und 37 Sekunden Weltzeit trat ein kleiner Meteoroid (der die Bezeichnung EN181125_040337 erhielt) mit einem Gewicht von nur 45 Gramm in die Erdatmosphäre ein und begann stark zu leuchten. Das Objekt bewegte sich mit einer sehr hohen Geschwindigkeit von 70 km/s in nordwestlicher Richtung und wurde sehr schnell heller. In seiner maximalen Helligkeit erreichte der Bolide eine Leuchtkraft, die mit der des Vollmondes vergleichbar war. Die von den Kameras aufgezeichnete Lichtbahn des Boliden in der Atmosphäre war 141 Kilometer lang. Nach nur zwei Sekunden verglühte der Bolide in einer Höhe von 69 Kilometer nordwestlich der Sternwarte in Tautenburg.
Meteoroid verglüht in der Erdatmosphäre
Es handelte sich um einen Körper kometaren Ursprungs, das bedeutet, er ist normalerweise aus sehr zerbrechlichem Material. Dieser Himmelskörper hatte jedoch eine etwas festere Struktur, als dies bei solchen kometaren Boliden üblicherweise der Fall ist. Der ursprüngliche Meteoroid zerbrach aufgrund seiner geringen Größe und hohen Geschwindigkeit vollständig in der Atmosphäre und seine gesamte ursprüngliche Masse verdampfte.
Vor dem Zusammenstoß mit der Erde umkreiste dieser Meteoroid die Sonne auf einer sehr langgestreckten elliptischen Bahn. Das ist typisch für langperiodische Kometen. In der Sonnennähe gelangte er zwischen die Umlaufbahn der Erde und die der Venus und in der Sonnenferne weit hinter die Umlaufbahn des letzten Planeten unseres Sonnensystems, des Planeten Neptun. Seine Umrundung der Sonne dauerte 250 Jahre.
Die Thüringer Landessternwarte und das Astronomischen Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik sind langjährige Kooperationspartner. Sie sind beide Teil des PLATOSpec-Konsortiums.